Giana Brotherz – Vom Computerspiel zum Live-Quartett
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Wieso lehnt sich euer Name an ein Computerspiel an? Zuviel gezockt früher?
Ja, das kann man so sagen… Sola und ich kennen uns schon seit unserer Kindheit und neben Skateboard fahren war Zocken unsere Lieblingsbeschäftigung, daher dann auch die Analogie des Namens.

Was haben die Giana Brotherz mit der Soundschule Koblenz zu tun?
Die Soundschool Koblenz wurde Anfang 2006 von mir gegründet. Die Idee, eine Schule für Producing und DJing zu eröffnen ist aus der Not heraus entstanden, wir wollten uns nämlich ein größeres Studio einrichten. Um die anfallenden Kosten zu minimieren, wollten wir Kurse anbieten, also anderen unser Wissen vermitteln. Ein Kollege hat in der Koblenzer Altstadt ein Internet Cafe eröffnet und wir konnten uns dort mit einer Etage einmieten. Somit standen uns die Räumlichkeiten zur Verfügung und schnell kam dann eins zum anderen. Auf der Suche nach adäquaten Dozenten habe ich dann auch unter anderen N.phect gefragt, da wir uns schon lange kennen.
Wie entstand die Idee, auf eurer Page ein Forum zu launchen?
Hinter der Idee ein Forum zu starten stand die Überlegung eben mehr als nur eine Artist-Info-Homepage zu kreieren. Wir wollten eine Communtiy rund um Drum’n’Bass und Breakbeat Musik ins Leben zu rufen. Neben dem Forum gibt es auch einen Eventkalender, einen Tausch und Bewertungsbereich für eigene Tunes und natürlich auch Producing Tipps.
Ihr bietet einen außergewöhnlichen MP3 Shop an, mit dem man die gewünschten Tracks sogar Vor-Mixen kann – wie kam es dazu?
Zusätzlich zu unserem eigenen Label, auf dem wir hauptsächlich Vinyl raus bringen, haben wir auch ein Online-Label ins Leben gerufen. Dazu gehört dieser Shop. Das besondere Gimmick ist, dass man die zum Download zur Verfügung stehenden Tracks nicht nur anhören, sondern auf zwei virtuellen Turntables mixen kann. Der Player erfreut sich großer Beliebtheit, sodass zum Beispiel auch future-music.net eine Version in ihre Seite implementiert hat.
Wie genau kamen DJ Be[a]tablocker und TJ Hookah zu den Giana Brotherz?
TJ Hookah war von Anfang an dabei und hat Giana Brotherz quasi mit gegründet. Ganz zu Beginn hatte ich schon mit Sola zusammen Tracks unter SSB produziert und wir hatten auch schon Live Acts zusammen gespielt. Dann haben wir TJ Hookah kennen gelernt und er hat uns mit seinen Scratchskills auf der Bühne unterstützt. Es hat von Anfang an musikalisch und vor allem auch menschlich gepasst. Das war die Geburtsstunde von Giana Brotherz.
DJ Be[a]tablocker kam erst 2004 dazu, da wir neben den Drum’n’Bass-Gigs auch immer Break-Sets gespielt haben. Da wir schon lange Freunde sind und schon so einige Shows zusammen gerockt hatten, war die Bandfusion zwangsläufig.
Warum und wann hattet ihr die Intention, einen Live-Act ins Leben zu rufen?
Ich habe in meiner Jugend lange mit Sola in einer Hardcore Punk Band gespielt. Ungefähr zeitgleich haben wir dann Anfang der 90er Jahre die Liebe zur elektronischen Musik entdeckt und alsbald auch angefangen, in dieser Richtung zu produzieren. Zu unseren ersten Auftritten hatten wir noch richtig viel Equipment mit auf die Bühne gebracht: Live E-Schlagzeug, Bass und noch so viel mehr. Dann kam Hookah dazu und hat passend zum Live Act gescratcht.

Da wir aber nicht überall Live Acts spielen konnten und auch die Anfrage an DJ-Sets größer wurde, habe ich angefangen, Platten aufzulegen. Ich bin quasi vom Produzieren zum Auflegen gekommen. In der Regel ist es ja meistens umgekehrt.
Habt ihr überhaupt noch Zeit, nebenbei beruflich weiterzukommen oder steckt ihr alle zu sehr in diesem Projekt?
Wir betreiben das Projekt Giana Brotherz nur nebenbei. Davon mit vier Leuten leben zu können ist illusorisch. Wir arbeiten hauptberuflich alle in der Musikbranche, ich arbeite für den deutschen Vetrieb von Vestax und Stanton, Beatablocka bei Behringer, Sola schraubt Presets für Rob Papen und Hookah studiert noch. Wir haben quasi unser Hobby zum Beruf gemacht!
Haben sich eure Ziele im Laufe der Zeit verändert?
Da wir fast überall in Deutschland und teilweise auch in Europa schon gespielt haben, ist auf jeden fall das nächste Ziel internationaler bekannt zu werden. Ich würde z.B. gerne mal eine kleine Tour durch die USA machen wollen.
Wie wird’s bei euch weitergehen? Was ist das nächste Release auf eurem Label, was überhaupt euer nächstes Release?
Dadurch, dass wir in den letzten zwei Jahren soviel unterwegs waren und wir auch beruflich stark eingespannt waren, kamen wir kaum zum eigentlichen Musikmachen. Das soll sich 2007 ändern. Wir werden uns jetzt eine kreative Pause gönnen und euch im zweiten Halbjahr mit freshen neuen Beats erfreuen!
Was war das schlimmstes Erlebnis in eurer Laufbahn?
Einmal sollten wir in Hannover auflegen, das war konkret in der Zeit, als wir gerade auf Final Scratch umgestiegen waren. Jedenfalls sind wir in Koblenz ins Auto gestiegen und Hookah hatte das Laptop samt Final Scratch auf dem Autodach abgelegt – und ich war prompt losgefahren. Leider war uns das erst in Hannover kurz vor dem Gig aufgefallen, sodass wir den Abend mit etwa elf Vinyls bestreiten mussten… Na ja, insgesamt haben wir ja dann doch noch 22 Tracks an dem Abend gespielt (lacht). Unglaublicherweise hatte sogar noch ein pflichtbewusster Mitbürger am nächsten Tag alles im Koblenzer Fundbüro abgegeben – wir haben alles unbeschadet wieder zurückbekommen!

Text: Michaela Holy, Fotos: Daniel K. Gebhart / fotografisch.at
Der Text erschien im resident Magazin und wurde future-music.net freundlicher Weise zur Verfügung gestellt.

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