Drum'n'Bass auf Wikipedia
Die Anfänge
Nachdem sich die englische Breakbeat-Szene zwischen 1989 und 1994 immer wieder anderer Musik-Genres wie Hip-Hop, Ragga, Techno und House bedient hat, um die eigenen Beats mit deren Samples zu bereichern, entwickelte sich 1993 die Einstellung, sich mehr auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Labels wie V Recordings (Sublabel Philly Blunt), Moving Shadow, Formation, Reinforced und Suburban Base waren maßgeblich am dunklen Sound des Jungles beteiligt, dies äußerte sich durch Weglassen der Samples im Hauptteil der Musikstücke und das Nutzen alter Synthesizer wie Juno 106 und TR-606 von Roland, um dem Sound einen elektrischen und düsteren Charakter zu geben. Auch Stimmensamples von Raggatunes oder Horrorfilmen wurden in dieser Zeit bevorzugt verwendet. Beispielsweise im „Dark Stranger“-Tune oder beim Original des „Johnny“-Tune von Johnny Jungle.
Bestimmte Drumloops wie der charakteristische Amen Break und bestimmte Bässe setzten von nun an Grenzen, die entscheidend für den weiteren Verlauf waren. Harte Beats und harte Bässe wurden mehr und mehr zur Mode, Tanzbarkeit und bessere Strukturen zum Abmischen wurden weiterentwickelt.
Aufsplitterung der Szene und Weiterentwicklung
Ab Mitte der 1990er-Jahre entwickelte Drum ’n’ Bass diverse Untergenres, die sich oft mit Step im Namen auszeichneten, was von der Bezeichnung der reduzierten Drum-’n’-Bass-Beats als Two Step herrührt.
Es geht seit dieser Zeit darum, die rohen Beats, das heißt die immer wieder verwendeten Standard-Breaks, einer komplizierten digitalen Verjüngungskur zu unterziehen. Das geht nicht zuletzt mit der Verfügbarkeit von besseren Samplern und Sequenzerprogrammen einher. Seit dieser Zeit wird mit den Kernelementen der Tracks, also den Beats und den Basslines, immer weiter experimentiert und diese immer weiter ineinander verschachtelt, wodurch sich der typische Sound des heutigen Drum ’n’ Bass ergibt. Überhaupt wird in der Drum-’n’-Bass-Szene großer Wert auf die ständige Weiterentwicklung des Klanges gelegt. So produzieren einige der Künstler, die schon seit den Anfangszeiten der Hardcore- und Jungle-Szene dabei sind, heute völlig andere Musik als noch vor einigen Jahren. Heute bestehen Drum-’n’-Bass-Grooves häufig gar nicht mehr aus gesampleten Schlagzeugloops, sondern sind oft von Grund auf neu programmiert, wobei der typische rhythmische Charakter der gecutteten Loops nachgeahmt bzw. aufgegriffen wird.
Verbreitung in Deutschland
In Deutschland sind als wichtige Zentren Mannheim, Köln, Bremen, München und Berlin zu nennen, aber auch Frankfurt am Main, Stuttgart, Hamburg, Karlsruhe, Tübingen, Ulm, Leipzig, Regensburg, Dresden, Erfurt und Chemnitz besitzen eine aktive Szene.
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Der Mannheimer Milk!-Club war wohl der erste Ort in Deutschland, der nur dieser Musik gewidmet war. Englische Größen der Szene kamen zuerst hier her. Bassface Sascha, neben Groover Klein einer der dort residierenden DJs, gründete später die ersten größeren deutschen Drum-’n’-Bass-Labels und stellte auch die ersten weit verbreiteten Sampler, wie etwa Jungle Fever und Hardstep Upfront, zusammen. Das Milk! wurde 1992 vom Groove-Magazine zum Club des Jahres gewählt, als Love-Pirates präsentierte sich das Milk! und die Milk!-Posse auch auf der Loveparade in Berlin und steckte somit auch Berlin mit dem Jungle-Fieber an. Des Weiteren etablierte die Milk!-Posse einen neuen Club in Frankfurt am Main - das XS. Aus dem Umfeld des Milk!-Clubs entstanden auch die Großveranstaltungen der legendären Euphoria sowie die Future-Veranstaltungen, die neben der neueren Kings of the Jungle bis heute die größten in Deutschland sind. Aus dem ebenfalls legendären Vibration-Club (in Forst bei Bruchsal), in dem erstmals ab 1994 in Deutschland wöchentlich UK-DJs und MCs anreisten, entstand aus einer zufälligen Überbuchung die bekannteste Großveranstaltung, die Meditation -Reihe.
In Berlin entwickelte sich zeitgleich eine Drum-’n’-Bass-Szene, die in Deutschland, wie die Stadt selbst, eine Inselstellung einnahm. Hier stand stets der „Underground“-Gedanke im Vordergrund, weshalb große Events wie in Mannheim nicht stattfanden, obwohl in vielen kleinen Clubs Drum ’n’ Bass zu hören war.
Verbreitung in Österreich
Der Schwerpunkt der Szene in Österreich liegt in der östlichen Hälfte des Landes, Wien als Epizentrum sowie Graz, St. Pölten sowie im umliegenden Niederösterreich und dem Burgenland. Darunter sind Clubs wie das Flex, Arena, WUK, Roxy und Fluc in Wien, ppc und Postgarage in Graz und Warehouse in St. Pölten. Mit dem Urban Art Forms Festival in Wiesen im Burgenland wird eines der größten europäischen Drum-’n’-Bass-Festivals gestellt.
Im Westen Österreich existieren Szenen unter anderem in Innsbruck und Salzburg.
Einfluss auf andere Stilrichtungen
Drum'n'Bass hatte Einfluss auf viele spätere experimentelle Stilrichtungen der elektronischen Musik. Eine ganz eigene Interpretation des Drum ’n’ Bass wurde in den späten 1990er-Jahren von Künstlern wie Squarepusher, Aphex Twin und Venetian Snares entwickelt. In diesen Tracks werden die Beats extrem „zerhäckselt“ und zu sehr komplexen Rhythmen transformiert. Das Tempo ist oft noch höher als beim üblichen Drum ’n’ Bass und die Tracks besitzen keine repetitive Struktur mehr. Stattdessen verändern sich die Beats in rasantem Tempo und werden in Sekundenschnelle dekonstruiert, neu zusammengesetzt und variiert. Diese Musikrichtung wird oft als „Drill ’n’ Bass“ bezeichnet, wobei dieser Begriff die Musik nur schwer zu fassen vermag. Die genannten Künstler interpretieren oft ein breites Spektrum an Stilen und es finden sich auch zahlreiche Songs, die eher im Bereich des Techno, Jazz oder Ambient anzusiedeln sind. Ein relativ typischer „Drill ’n’ Bass“-Track ist „Menelec“ auf dem Squarepusher-Album „Ultravisitor“.
Subgenres
Jump Up nennt man eine schnelle, treibende, extrem auf die wesentlichen Elemente (Beats und Bassline) reduzierte Variante des Drum ’n’ Bass, die sich zu einer der populärsten Varianten entwickelte. Oft werden Jump-Up-Tracks von einem MC begleitet. Jump Up war von 1995 bis 1998 sehr populär.
Hardstep war die Urform der sogenannten Step-Varianten des Drum ’n’ Bass und zeichnete sich durch schnelle, manchmal verzerrte Beats und eine Reduzierung des Rhythmus aus.
Der sogenannte Techstep etablierte sich im Jahre 1997, und war in seinen Elementen noch wesentlich reduzierter als der klassische Drum ’n’ Bass, wies aber auch Einflüsse aus dem Techno (insbesondere Synth-Sounds) auf.
Darkstep entwickelte sich ebenfalls um 1996-97 und bezeichnet einen ebenfalls minimalistischen Stil, der jedoch eine düstere, hypnotische Grundstimmung aufwies, ähnlich wie der klassische Drum ’n’ Bass oder das Jungle-Untergenre Darkside. Die rollenden Basslines wirken hier bedrohlich, aggressiv und bellend.
Jazzstep zeichnete sich durch das Einbeziehen von Jazz-Samples und typisch jazzigen Harmonien aus. Der Stil entwickelte sich später weiter zum Liquid Funk.
Atmospheric Drum and Bass war eine ruhigere Variante, in der flächige Pad-Sounds mit für Drum ’n’ Bass relativ langsamen Beats (140-160 bpm) und Ethno-Elementen kombiniert wurden und so eine hypnotische, tranceartige Stimmung schufen. Bekanntester Vertreter ist LTJ Bukem. Anfang der 2000er wurde der Stil durch Leadsounds und einen treibenderen Grundcharakter erweitert und so weiterentwickelt, es entstand der Trancestep.
Neurofunk entstand Ende der 1990er-Jahre durch Kombination des Drum ’n’ Bass mit Techno- und Acid-Einflüssen, wie die verbreitete Verwendung des Sounds des Synthesizers TB 303.
Drumfunk, auch bekannt als Edits oder Choppage entstand Anfang 2000. Der Fokus von Drumfunk liegt hauptsächlich bei den Drums. Es werden häufig klassische Funkbreaks verwendet und zu komplexen Beats arrangiert. Als Hauptvertreter kann man Paradox, Equinox, Fanu, Seba und Chris Inperspective nennen. Die wichtigsten Labels wären Inperspective Rec., Breakin und Paradox Music - im Netlabelbereich Exegene und Plainaudio.
Rhythmus-Schema
Die Grundlage der meisten Drumpatterns im Drum ’n’ Bass sieht so aus (in diesem Fall ist es ein einfacher 2 Step-Beat):
Hi Hat . x . x x . . x
Snare . . o . . . o .
Bassdrum o . . . . o . .
oder:
Hi Hat x . x . x . x x x . x . x . x .
Snare . . . . o . . . . . . . o . . .
Bassdrum o . . . . . . o . . o . . . . .
oder:
Hi Hat x . x . x . x . x . x . x . x .
Snare . . . . O . . o . o . . O . . .
Bassdrum O . O . . . . . . . O . . . . .
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