Back 2 Live! - Part 1: Various Bands
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Heute gibt es allein in England 14 D&B Bands
und auch auf dem Festland gibt es eine Menge
interessanten Live Sound. Die Bandbreite
reicht von „akustischer Clubmusik“ von Trio
Elf (D) bis hin zum rewindverdächtigen Drum
& Bass von F.U.K.T. (DN), von denen bereits 2
Tracks auf Viper Records erschienen sind. Ihr
Drummer Anders Meinhardt – mit Sicherheit
einer der heißesten Jungle Drummer diesseits
des Kanals - schaffte es sogar in den Werbespot
einer dänischen Bank.
Schauen wir uns also
ein paar der derzeit aktiven Bands genauer
an.
Wer sind sie und wo machen sie was? Die
meisten sieht man eher selten live auf D&B
Partys, da sie auf technische Voraussetzungen
angewiesen sind, die DJ-orientierte Clubs oft
nicht bieten können.
Epoc Live
Mit einer Ausnahme: EPOC LIVE - Maria (Vocals/Keyboards) und Nick (Drums/Vocals)
aus
London haben ihr Setup speziell für den DJ
Markt konzipiert. 100 % elektronisch, 100% live
passt es in jeden Club und auf jede Bühne. Die
haben sich die „White Stripes des Drum & Bass“
bereits mit Andy C, Grooverider und Pendulum
geteilt.
2007 wurden sie zweitbester Liveact
der Insel und waren als erste Band live bei dem
beliebten Radiosender Kool FM - ohne eine einzige
Veröffentlichung.
Im Dezember erschien
bei Live Era Records ihre erste EP „Ruffneck
Soul“, auf der sie ihre ganze Palette ausspielen,
von Liquid bis Jump Up. Trotz eines hektischen
Tourplans arbeitet das Powerduo aber regelmäßig
an neuen Tracks und Remixen.
„Die Produktion
zu verbessern ist das wichtigste, wenn
man D&B spielt“.
Und selbst im Tourbus vertreiben
sie sich die Zeit mit Akapellaversionen
von „96 Thing“ (Dillinja) oder „Pieces“ (Chase
& Status) - D&B 24/7.
» www.epoclive.co.uk
» www.youtube.com/epocuk
Miloopa

Ihre Labelkollegen bei Live Era, MILOOPA rollen das Feld von der anderen Seite auf: „Faszination und Neugier, wie man elektronische Musik mit herkömmlichen Instrumenten umsetzt“ spielen eine entscheidende Rolle für das „audio-visuelle Kollektiv“ aus Polen. Dabei merkt man Bassmanipulator Bond kaum noch an, dass er vier Saiten bedient. Auch seine Bandkollegen spielen sich stilsicher durch die urbane Clubkultur, wobei Keyboarder Zlazu auch hin und wieder seine jazzigen Wurzeln durchblicken lässt.
Abgerundet wird dieser Cocktail aus Downtempo, Dubstep und Drum & Bass von der souligen Stimme der Sängerin Natalia Lubrano und den Visuals von VJ Spectribe. Bei einem ihrer Konzerte begegneten sie Jojo Mayers Band Nerve und konnten dessen Toningenieur ROLI MOSIMANN für ihre neue Platte „Unicode“ gewinnen.
» www.miloopa.com
» www.live-era.com
Jojo Mayer
Bei Nerve hat Mosimann die Rolle des Tontechnikers
neu def niert. JOJO MAYER über den kreativen
Ansatz des Schweizer Produzenten: „Er
‚spielt’ quasi mit unserem Sound, kreiert in Echtzeit
was oft in stundenlanger Postproduktion
im Studio passiert. Die Band kreiert den Input,
Roli den Output“. Sein eigenes Spiel beschreibt
Jojo Mayer als „Reverse Engineering“ - ein Begriff
aus der Industriespionage – „man erschafft mit
einem alternativen Kreationsprozess ein ähnliches
Produkt“.
Er ist praktisch ein lebendiger
Sampler, in dessen Speicher sich alle klassischen
Drum-Loops wieder finden, von Amen Break
bis Funky Drummer.
Damit wurde er für viele
Schlagzeuger zu einer wichtigen Inspiration in
Sachen D&B.
Alienbeatzcollective
So auch für Hendrik Strehl, seit 5 Jahren Schlagzeuger beim ALIENBEATZCOLLECTIVE, der „Hausband“ der HiVITALITY Partys in Hildesheim bei Hannover. Die Band ist voll in das Partykonzept integriert und sorgt mit regelmäßigen kurzen Livesets für Abwechslung. Dabei übernimmt das Quintett oft direkt mit dem letzten Stück vom DJ, um mit Future Funk und Soul die Tanzfläche zu beschallen. So war denn auch Gast DJ Young Ax hellauf begeistert von der Liveversion seines Klassikers „January“.
Spielwiese
Die süddeutsche Band SPIELWIESE spielte anfangs ebenfalls zu Platten. Schon bald verarbeiteten die sechs Musiker aus Mainz und Wiesbaden „Elemente aus Reggae, Funk und Jazz auf 176 bpm“ zum Click synchron laufender Visuals.

„Wir versuchen uns selbst als Sample zu
betrachten […] Spielzeuge wie Megaphon, Theremin
und singende Säge waren eine logische
Entwicklung“.
Ihnen geht es bewusst nicht um
produzierten Sound. Den überlassen sie ausgesuchten
Remixern wie Er.ic, Mad Vibes oder
- auf ihrer neuen EP „Brighter then it seems“
(Producers Network Rec.) - Skyence aus Hamburg.
In Zukunft wollen sie ihr Spektrum noch
erweitern und „werden auch mit Dubstep, Elektro,
und Downbeat am Start sein.“
Dafür sucht die Band momentan einen Bassisten und einen Live-VJ.
Boombaker
Visuals spielten von Anfang an eine zentrale Rolle bei BOOMBAKER. Ich traf die Hobnox/Evolution Gewinner bei den Vorbereitungen zu ihrer Live-DVD, für die nicht nur ein Konzert, sondern auch eine Rahmenhandlung aus Ego-Shooter- Perspektive gedreht werden sollte.

„Es geht um
unterschiedliche Ebenen der Wahrnehmung“ -
und der Interaktion, denn „es kommt auch vor,
dass die Band zum Video spielt“ erzählt VJane
Regina Teichs.
Und wie die spielt: Jan Burkam und Nadim
Helow trommeln sich auf drei Plastiktonnen, diversen
Schrott- und Schlagzeugteilen plus Triggerpads
durch ihre eigene loopfreie Mischung
aus Industrial Breakbeat und D&B – Schleifmaschinensolo
inklusive!
Da muss Keyboarder Charly Matuschewski alle Register ziehen, „um dieser Metallansage was entgegenzustellen“ - und spielt allein sämtliche Melodien und Bässe inklusive Filter live! Frontmann MC Deko aus New York setzt vor allem auf Inhalt und Verständlichkeit. Mehr davon!
» www.myspace.com/boombaker
» www.youtube.com/user/BAKEdaBOOM
Human Sampler
Ein paar Stunden später steh ich vor dem Café
Zapata in Berlin Mitte: die Fenster wackeln.
Als ich zur Tür hereinkomme, verlangt der MC
gerade den Reload.
Intro, „Lighter inna de air“,
und dann droppen die Bässe als gäbe es kein
Morgen.
Drum & Bass mit allem was dazu gehört – und genau darum geht es bei
HUMAN
SAMPLER seit 6 Jahren. Electric Buddha (Gitarre/Bass/Sounds) und Jan Pfennig
(Drums) haben
sich ihre Version von Live D&B auf stundenlangen
Livejams erspielt.
Um dem produzierten Vorbild
gerecht zu werden, tauschte Electric Buddha seine
Gitarreneffekte bald gegen 2 Loopmaschinen
und DJ-Mixer, während Jan sein Set quasi verdoppelte:
3 Snares, 5(!) HiHats, nur die Kick blieb
allein - darauf spielt er live schon mal zwei Grooves
gleichzeitig.
Seit zwei Jahren gehört auch MC Zhi fest zur
Band und schätzt vor allem die neuen kreativen
Möglichkeiten der Life-Situation.
Nach Unterschieden
zum Party MCing gefragt, sagt Zhi: „Die ganze Show ist viel präsenter. Live […] ist
die ganze menschliche Energie zu spüren und
macht einfach noch mehr Druck“. Ist die erste
Neugier bei den Leuten überwunden „kommen
die meisten mit und wir steppen in die nächste
Dimension“.
Fazit
Das alles passiert jedoch nach wie vor in einem
Paralleluniversum, und wird von der ‚Szene’ hierzulande
nur langsam wahrgenommen. „Viele
haben noch nie zuvor eine D&B Band gesehen“,
erzählt MC Zhi. Woran liegt das? Nun zum einen
sind Bands wie die Spielwiese oder Miloopa
nicht explizit darauf aus, D&B-Events zu spielen.
Zum anderen bedeutet eine Veranstaltung mit
Liveband(s) grundsätzlich mehr Aufwand und
dafür haben Veranstalter, die mit den Extrawünschen
und verpassten Flügen mehrerer englischer
Stars und Sternchen beschäftigt sind, oft
keine Kapazitäten übrig. Abgesehen von Acts
wie Pendulum, die regelmäßig auf Vinyl veröffentlichen,
sind die meisten Bands in der hiesigen
D&B-Szene auch nach wie vor unbekannt.
Dafür
ist ihr Sound frisch und erzeugt eine andere Energie
als DJ und MC.
Was tun? Frank, Veranstalter im Rosi’s (Berlin): „Immer wieder mal Abwechslung ist schon nicht schlecht […] Mir ist wichtig, dass der Bandauftritt in die Party integriert ist, also keine Pause entsteht zwischen DJ und Band.“ Das Rosi’s gehört ebenso wie der Pushkin Club (Dresden) und die Rhythm Factory (London) zu den Clubs, die auf Partys wie BASSPORT und NO REST FOR THE WICKED Live D&B regelmäßig eine Plattform bieten. Human Sampler haben den Spieß einfach umgedreht, und veranstalten sich selbst mit ausgesuchten Gast-DJs einmal pro Monat im Café Zapata.
Auf Festivals à la Fusion
(D) oder Glastonbury (UK) kommt es außerdem
immer häufiger vor, dass D&B Bands zusammen
mit bekannten DJs gebucht werden, die - wie
auch das Publikum -
oft sehr angetan auf den
Live Sound reagieren. So tanzte Shy FX erst kürzlich
ein ganzes Boombaker Konzert durch und
John B steht auf Epoc Live.
Hier gibt es definitiv
Potential für weiterführende Konzepte und großartige
Freundschaften, verfolgen doch alle dasselbe
Ziel: PARTY FOR THE PEOPLE!
» www.myspace.com/bassport_berlin
» www.nrftw.com
Part
2: History
Text: Claas Sandbothe, Fotos: Joanna Woodrow,
Mike Kruschke
Der Text erschien im Headliner Magazin
und wurde future-music.net freundlicher Weise zur Verfügung gestellt.
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