Shure kann nicht nur exzellente DJ - Systeme, sondern auch gute Mikrofone
bauen. Dabei überzeugen die Amerikaner mit ihrem Preisleistungsverhältniss
und Qualität...
Shure - It's your sound
Die Firma Shure ist ja bei unseren Testergebnissen regelmäßig mit von
der Partie. In der Vergangenheit haben wir ja schon zwei Mikrofone und zwei DJ-Systeme getestet. Nun haben die Amerikaner noch nicht genug und schicken
nun ihr stärkstes Pferd in Sachen Mikrofontechnik ins Rennen. Die Rede ist
heute vom KSM 44.
Das KSM 44 leitet sich ein wenig vom KSM 27 ab. Der Preis beträgt zwar mal
eben über das Doppelte, dafür bekommt man aber nicht nur das Doppelte,
sondern viel mehr dazugeliefert.
Dies merkt man allein an der Verpackung des Mikros. Ist die preiswertere Variante
in einem Etui und einem Karton geliefert worden, kommt nun das KSM 44 im schicken
Alu-Köfferchen daher. Hier findet man nicht nur das Mikrofon selber,
sondern auch noch die Spinne und das zweite Mikrofonstativ, jeweils in edler Champagne-Farbe.
Allgemein zum KSM 44 ist zu sagen, dass es sich hierbei um ein Großmembran-Kondensatormikrofon
mit einer 1’ Zoll großen Mylar-Membran handelt. Die große Fläche
der Membran sorgt erstens für den guten Klang und zweitens für den großen
Schalldruckpegel von 151 dB, den das Mikrofon verkraften kann.
Kondensator-Mics. sind in der Regel für das Studio und nicht für
die Bühne konzipiert. Das ist beim KSM 44 auch nicht anders. Hier haben die
Entwickler aber noch eins drauf gesetzt. Denn nicht nur der maximal verwendete
Schalldruckpegel ist interessant. Die anderen technischen Werte wie die Dynamik,
die bei 87 dB liegt und der Frequenzgang, der von 20 bis 20000 Hz reicht, lassen
nur gutes erahnen.
Shure KSM-44
Zudem kündigt der Hersteller in der gut und verständlich geschriebenen
Bedienungsanleitung weitere Features wie der extrem geringe Klirrfaktor und das
sehr geringe Eigenrauschen an. Wer nun mit dem Wort Klirrfaktor nichts anfangen
kann, dem sei gesagt, dass es sich hierbei um einen Faktor, angegeben in Prozent,
handelt, der hörbare Verzerrungen widerspiegelt.
Die heutigen Audio-Geräte, vom Verstärker bis zum Mikrofon,
sind alle so konzipiert, dass der Klirrfaktor kaum noch wahrgenommen wird. Man
kann als grobe Richtlinie angeben, dass der Klirrfaktor sehr stark vom Preis abhängt.
Umso besser die verwendeten Bauteile im Gerät selber sind, desto geringer
wird daher auch der Klirrfaktor sein.
Weiter geht’s mit den unterschiedlichen Richtcharakteristiken. Hier kann
zwischen Niere, Kugel und Acht-Charakteristik gewählt werden. Was
hat es aber mit den einzelnen Charakteristiken auf sich?
Die Kugel nimmt den Schall von allen Seiten gleichmäßig auf. Sie eignet
sich vor allem für Aufnahmen von Atmosphären und Räumen.
Die Nierencharakteristik nimmt den Schall direkt von vorne auf. Sie hat die geringste
Empfindlichkeit für Schall, der von hinten eintritt. Die Niere wird im Studio
und bei Live-Beschallung am häufigsten verwendet. Die Acht nimmt
Schall gleichmäßig von vorne und hinten auf, nicht aber von den Seiten.
Die Achtercharakteristik wird zudem häufig für Stereoaufnahmen verwendet.
Die Vorderansicht besteht aus der Mikrofonkapsel und dem Richtcharakteristik-Schalter.
Hier kann zwischen Kugel, Niere und Acht entschieden werden. Die Hinterseite kommt
zudem noch mit Schalter für den Hochpass-Filter und der 15 dB-Vordämpfung
daher.
Der Hochpass - Filter hat eine Grenzfrequenz von 80 Hz. Er trägt zur Beseitigung
von Bühnenrumpeln und niederfrequenten Geräuschen wie z.B. von Heizungs-,
Lüftungs- oder Klimaanlagen bei. Dies kann auch zur Kompensation des Nahbesprechungseffekts
oder zur Verringerung niedriger Frequenzen verwendet werden, die ein Instrument
dumpf oder unsauber klingen lassen.
Der Dämpfungsschalter auf der Rückseite des KSM 44 verringert den Signalpegel
der Mikrofonkapsel um 15 dB, ohne den Frequenzgang zu verändern. Dadurch
kann verhindert werden, dass extrem hohe Schalldruckpegel das Mikrofon überlasten.
Nun ist noch zu klären, für welche Anwendungsbereiche das Mikrofon gefertigt
wurde. Als Beispiele kann man hier Solo-Gesang, Hintergrund, Sprachaufnahme,
Rundfunk und Fernsehen, Akustikinstrumente wie z.B. Klavier und Gitarre, Trommeln,
Schlagzeug, Saiteninstrumente, Blas- und Bassinstrumente, Ensembles und Raumatmosphären
angeben.
Nun haben wir Euch das KSM 44 im Großen und Ganzen vorgestellt. Wir wissen
bis jetzt aber noch nicht, wie das Mikrofon klingt. Dazu sind wir mal wieder ins
Tonstudio gefahren und haben einige Aufnahmen gemacht.
Da es sich beim KSM 44 um ein sehr hochwertiges Mikro handelt, haben wir im Test
auch noch ein anderes Mikrofon von der Firma Neumann eingebunden. Das Modell von
Neumann heißt TLM-103 und gilt in der heutigen Studiolandschaft
als Standart. Fairerweise haben beide Mikrofone dieselben Testsituationen durchlaufen
müssen, um so einen objektiveren Standpunkt einzunehmen. Ganz objektiv kann
man ein Mikrofon eh nicht beurteilen, da jeder Mensch andere Hörgewohnheiten
aufweist und somit auch anders hört.
Weiterhin konnten wir den Direktvergleich nur mit der Nierencharakteristik durchführen,
da das TLM-103-Mikrofon keine anderen Richtcharakteristiken hat.
Charakteristik-Auswahl
Die Aufnahmen gingen einen ganzen Tag. Abgenommen wurde dabei Gesang, Sprache
Klavier und Gitarre. Weiterhin haben wir die Testsession mit einem PC aufgenommen
und anschließend per A-B-Vergleich mit Monitorboxen und Kopfhörer verglichen.
Die Testergebnisse haben uns dabei ein weinig überrascht. Die gleiche Testanordnung
haben wir in der Vergangenheit auch mit dem KSM 27 durchgeführt. Einen hörbaren
Unterscheid konnten wir damals feststellen. Dieser war zwar nicht sehr groß,
aber dennoch hörbar. Da das KSM 44 und das KSM 27 eine ähnliche Technik
aufweisen, haben wir im Vorfeld unseres jetzigen Tests gedacht, dass sich hier
nicht so viel getan hat. Wir wurden eines besseren belehrt und können wieder
einmal sagen, dass es zwar hörbare Unterschiede zwischen einer TLM-103 und
einem KSM 44 gibt, diese aber nur in feinen Nuancen im Mittenbereich und Bassbereich
wahrzunehmen sind.
Wer unbedingt auf den Neumann-Sound steht, wird auch natürlich in
der Zukunft zu den guten Neumännern greifen. Zumal bietet ja auch Neumann
ein ähnliches Mikrofon mit drei unterschiedlichen Richtcharakteristiken an.
Man muss dabei aber dann auch den Preis beachten. Da kommt man als Kunde leider
nicht so preiswert davon und muss ordentlich in die Tasche greifen. Mit einer
UVP von ca. 2700 € steht das Neumann schon in ganz anderen Preisdimensionen
da.
Die UVP vom KSM liegt bei ca. 1100 €. Ob nun die Differenz von 1600 €
gerechtfertigt ist, muss sich jeder selber fragen. Fakt ist jeweils, dass beide
Firmen gute Mikrofone bauen können.
Fakt ist zudem auch, dass Shure mit dem KSM 44 ein sehr gutes und dazu auch noch
ein preiswertes Mikrofon gebaut hat. 1100 € ist dabei nicht als günstig
zu sehen. In Bezug auf das Preisleistungsverhältnis kann man sich aber auf
keinen Fall beschweren, denn hier haben die Amerikaner ganze Arbeit geleistet.
Fazit Shure KSM-44
Wer gerade an einem guten All-Round - Mikrofon Interesse hat, sollte sich
das KSM 44 gut anschauen. Uns hat es in jedem Falle überzeugt… Shure
KSM-44 Homepage[1] Text: Kilian Heller
Der Text erschien auf loveparade.net[2]
und wurde future-music.net freundlicher Weise zur Verfügung gestellt. URL dieses Dokuments:
http://www.future-music.net/techreport/producing/shure-ksm44/