Hersteller: Celemony Produkt: Melodyne Uno Preis: ca. 150,- € Released: 2005
Nachdem wir Euch vor knapp zwei Jahren die zweite Version von Melodyne vorgestellt
haben, kommt nun die Uno – Version raus. Uno steht hier nicht für
Rückschritt, sondern für vereinfachtes Arbeiten. Etwas weniger Funktionen
als Version 2 hat Melodyne Uno zwar schon. Dafür kommt es mit einer sehr
simplen Bedienung daher, die jeder in einigen Minuten verstehen kann.
Celemony
Dabei hat sich vom Bearbeitungsprozess im Großen und Ganzen nichts geändert.
Wer nun nicht weiß worum es geht, kann gern den ausführlichen Testbericht
von Melodyne 2 lesen oder kurz den nächsten Abschnitt verfolgen.
Da stellt sich zunächst die Frage, welches Audiomaterial überhaupt geeignet
ist und was man alles mit dem Programm machen kann.
Melodyne ermöglicht einen völlig freien Umgang mit Audiodaten. Dazu
analysiert die Software zunächst die Datei, um die Tonhöhe und das Tempo
zu verändern. Es können einzelne Noten, ihre Phrasierung, Amplitude
und Formanten in einem Editor verändert werden. Die Phrasen sind in der Musik
einzelne kleine und kleinste Melodieteile, die zusammen eine Melodie ergeben.
Melodyne Uno
Grundsätzlich ist jedes Klangmaterial zur Arbeit mit Melodyne Uno geeignet,
das monophon im musikalischen Sinne ist, also Audioaufnahmen, die keine Mehrstimmigkeit
enthalten. Dies sind natürlich vor allem die Instrumente, die von Natur aus
monophon sind, wie die menschliche Stimme und alle Arten von Holz- oder Blechbläsern.
Saiteninstrumente sind etwas eingeschränkter geeignet.
Instrumente mit lange nachklingenden Saiten, wie zum Beispiel die Harfe, sind
auch bei einstimmigem Spiel nur selten geeignet, weil das Nachklingen automatisch
eine Mehrstimmigkeit erzeugt.
Gut geeignet sind dagegen alle Arten von Percussion oder Drumloops, ebenso Sprache.
Nicht geeignet sind Aufnahmen von mehreren Musikern gleichzeitig auf derselben
Spur oder fertige Musik-Mischungen.
Die Noten im Audiomaterial werden in Melodyne Uno als „Blobs“ dargestellt,
deren Dicke die Lautstärke und den Lautstärkeverlauf anzeigt. Die Tonhöhen
der Noten werden durch die vertikale Position der Blobs auf einem Notenraster
gezeigt. Die Linie auf den Blobs stellt den genauen Tonhöhenverlauf dar.
Neben den Blobs kann Melodyne Uno auch Noten anzeigen. Die entsprechende Darstellung
kann man im Darstellungs-Menü oder mit dem kleinen Notenliniensymbol links
oben im Editorbereich ein- oder ausblenden.
Blob
Die Blobs können selektiert, kopiert, gelöscht oder ausgeschnitten werden.
Dabei spielt es keine Rolle, ob dies im selber Editor-Fenster geschieht oder man
zwischen den Editoren wechselt. Eingefügt wird immer an der Position, die
durch die vertikale rote Positionslinie angegeben wird.
Das Kopieren von Blobs zwischen Dokumenten erfolgt sinnvoll. Bei aktiviertem Tonart-Snap
werden sie so eingefügt, dass sie zur gewählten Tonart passen. Bei aktiviertem
„Stretch“ im Tempofeld werden eingefügte Blobs automatisch so
gedehnt bzw. gestaucht, dass sie zum eingestellten Tempo passen.
Das Arbeitsfenster ist generell in drei Bereiche unterteilt. Ganz oben sind die
Steuerelemente wie Lautstärke, Transport, Tempo, Tonhöhen- und Zeitkorrektur
untergebracht. Die Transport-Sektion ist selber in start, stopp, vorwärts,
rückwärts, Aufnahme und Cycle-Wiederholung unterteilt.
Darunter haben die Entwickler die Zeitlinie mit Notendarstellung programmiert.
Letzteres kann entweder ein- oder ausgeschaltet werden. Ganz rechts in dieser
Sektion ist die Quantisierungs-Funktion untergebracht. Warum der Hersteller diese
Funktion, wie auch das Zoomen oder den Snapshot, so klein dargestellt hat, obwohl
neben der Tempo-Sektion noch sehr viel Platz vorhanden ist, bleibt fraglich. Beim
nächsten Update wäre es wünschenswert, wenn man alle Steuerfunktionen
nebeneinander platziert.
Zentral ist das große Editor-Fenster verewigt, wo die Audiofiles bearbeitet
werden. Rechts unten hat man die Möglichkeit das Fenster zu vergrößern
oder zu verkleinern, um die Blobs besser darstellen zu können. Links stehen
die Notenbezeichnungen, damit man weiß welcher Sound in welcher Oktave verändert
wird.
Importiert werden können wav-, aif-, oder snd- Dateien in 8 - 24 Bit Wortbreite
bei 22 – 96 KHz Samplerate. Beim Mac kann noch das Format Sound Designer
II gelesen werden. Der Import erfolgt dabei generell von Festplatte; von CDs oder
DVDs kann leider nicht direkt importiert werden.
Hauptfenster
Lädt man ein Audiofile ein, so wird es gleich an richtiger Oktaven-Stelle
platziert. Dies ermöglich es, das Audiofile so zu bearbeiten, wie man es
möchte. Man kann die Sounds in den Oktaven verändern, sie selber noch
dehnen oder stauchen, so dass interessante Variationen entstehen und die Zeit
oder Tonhöhe manipulieren. Diese Vorgänge können in anderen Soundbearbeitungsprogrammen
ebenso vollzogen werden. Das Besondere bei Melodyne Uno ist aber, dass mit sehr
guten Algorithmen gearbeitet wird.
Trotz einer starken Transponierung bleibt der Charakter des Signals erhalten.
Eine Stimme beispielsweise klingt weiterhin natürlich und zeigt keine „Mickeymaus“-
oder andere unliebsame Effekte. Dies liegt daran, dass die Formanten der Stimme
beibehalten und nicht mittransportiert werden.
Will man einen Sound in den Oktaven verändern, geschieht dies in ganzen oder
halben Noten, so dass exakte Manipulationen vorgenommen werden können. Schief
gesungene oder gespielte Noten können so wieder gerade gebügelt werden.
Man kann dies entweder auf jede einzelne Note oder mehrere Noten anwenden. Für
diesen Zweck bietet Melodyne Uno das Correct-Pitch-Makro an, das aus zwei Schiebereglern
besteht.
Der obere Schieberegler dient zur Korrektur des Tonhöhenschwerpunkts, korrigiert
also etwas verrutschte Noten so, dass sie auf der nächst erreichbaren, korrekten
Tonhöhe zu liegen kommen. Man hört den Effekt bereits bei der Wiedergabe,
denn der Regler steht beim Aufrufen des Fensters auf einer Intensität von
100%, damit man die vorgenommene Korrektur in der Praxis schnell und einfach mit
OK übernehmen kann.
Bei 100% landen alle Blobs exakt in der Mitte der nächst erreichbarer Note,
ungewollte Vierteltöne werden beseitigt. Wer eine andere Rasterung wünscht,
kann dies einstellen.
Quantisierungstool
Doch warum heißt es bei dieser Funktion eigentlich „Tonhöhenschwerpunkt“
und nicht einfach nur Tonhöhe? Bei gesungenen oder mit einem akustischen
Instrument gespielten Tönen ist die Tonhöhe im Zeitablauf nicht konstant.
Zum einen gibt es schnelle periodische Schwankungen, die man Tonhöhenmodulation
oder häufiger „Vibrato“ oder „Triller“ nennt, zum
anderen langsamere Schwankungen, die man als ein „Driften“ der Tonhöhe
bezeichnet. Während Vibrato oder Triller in der Regel auf Absicht beruhen,
ist das Driften der Tonhöhe meist eher das ungewollte Ergebnis einer unsicheren
und etwas schwankenden Intonation: der Ton gleitet erst langsam auf die angepeilte
Tonhöhe oder kann sich nicht so recht auf ihr halten. Diese angepeilte Tonhöhe
wird von Melodyne Uno erkannt, als Tonhöhenschwerpunkt interpretiert und
kann so variiert werden.
Mit der Tonart-Snap-Funktion kann man eine Gesangs- oder einstimmige Instrumental-Linie
spielen und einfach an eine andere Tonart anpassen. Indem man Kopien der Original-Audiodatei
anleget und separat bearbeiten, kann man sogar mehrstimmige Sätze erzeugen.
Weiterhin hat man die Möglichkeit, die Noten in der Zeit zu variieren. Dies
kann entweder einzeln oder auch wieder automatisch gemacht werden. Die Zeitkorrektur
ermöglicht über die Groove-Referenz ein genaues Raster. Von 1/4 bis
1/32 plus Tremolo steht die Korrektur zur Verfügung. Die Bearbeitung erfolgt
dabei nach gleichem Schema, wie beim oben genannten Correct-Pitch-Makro-Werkzeug.
Natürlich hat mich noch die Einbindung in einen Audio-Sequenzer, wie Cubase
SX, interessiert. Melodyne Uno ist in Cubase SX über die Rewire-Schnittstelle
einzubinden und hat tadellos funktioniert. Lediglich die Kanäle frei schalten
und schon kann man die Funktionen von Melodyne Uno nutzen. Nachteilig ist allerdings,
dass beide Programme zusammen sehr viele Ressourcen verbrauchen. Die Live-Bearbeitung
im Arrangement rate ich ab. Vielmehr sollte man die Vocal-Spuren separat verändern
und dann im Nachhinein bouncen. So hat man eine fertig bearbeitete Audiodatei
und kann die Rechnerressourcen für andere Dinge gebrauchen.
Als letztes will ich noch die Dokumentation und Sprachenvielfalt erwähnen.
Der Hersteller hat es verstanden, dem Käufer eine gut geschriebne Bedienungsanleitung
in Deutsch und Englisch mitzugeben. Weiterhin positiv zu erwähnen ist die
Tatsache, dass das Programm selber deutsch, englisch, französisch, spanisch
und japanisch unterstützt.
Mit einem Straßenpreis von 149,- € bekommt man ein Programm, das sein
Geld Wert ist. Klare Kaufempfehlung an alle Tontechniker und Produzenten.
Ab Dezember 2005 veröffentlicht der Hersteller die dritte Version von Melodyne
und das neuste Update von Melodyne Uno. Was es alles für Neuerungen gibt,
werdet Ihr demnächst bei uns erfahren.
Die Systemvoraussetzungen für den PC sind: PII 400 MHz oder besser, 512 MB
RAM, Windows SE, ME, 2000 XP
Fazit Celemony melodyne uno
Melodyne Uno ist das Programm, das jeder, der mit Vocals arbeitet, haben sollte!
Zum einen bekommt man ausgereifte Algorithmen, die es in keinem anderen Programm
gibt. Zum anderen bekommt man eine Programmstruktur, die sehr simpel aufgebaut
und innerhalb von wenigen Minuten erlernbar ist.
Mit einem Preis um die 150,- € wird es dazu noch zu einem fairen Preis angeboten. Celemony
melodyne uno Homepage[1] Text: Kilian Heller
Der Text erschien auf loveparade.net[2]
und wurde future-music.net freundlicher Weise zur Verfügung gestellt. URL dieses Dokuments:
http://www.future-music.net/techreport/producing/celemony-melodyneuno/